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Haben Sie den Überblick verloren ?

Aktualisiert: vor 5 Stunden

Ich auch. Die DSG Zucht boomt in Deutschland. Züchter spriessen wie Pilze aus dem Boden. Im VDH Zuchtbuch von 2024 gab es 25 Würfe, dh insgesamt 138 Welpen. Ich schätze es gibt nochmal genauso viele Welpen ausserhalb des VDH's. Das zeigt wie beliebt die Rasse ist.


Jeder Laie kennt den Begriff der Überzüchtung. Meist sind es kranke Hunde, die bestimmte Krankheitsmerkmale zeigen, wenn es lapidar heisst " ach, die sind überzüchtet ". Aber wie entsteht so eine Überzüchtung ?


Dazu sagt die KI: "Die Überzüchtung bei Hunden hat zwei Hauptursachen:

die selektive Zucht auf bestimmte äußerliche Merkmale und die dadurch resultierende geringe genetische Vielfalt. "


Wie sieht das nun beim DSG in Deutschland aus ? Die gute Nachricht, der DSG ist nach wie vor eine Rasse mit hoher Diversität ! Dennoch gibt es Tendenzen, die wir nicht ausser Acht lassen sollten.


Sehen wir uns die 25 Würfe von 2024 an, enthalten 7 Würfe Nydningen's Torkild (einem Sohn des Matadors Rüden Nydningen's Dirck); in 5 Würfen findet man den B Wurf von Newark, noch dazu 3 Würfe des C Wurfes von Newark, der ein Halbbruder des Newark B Wurfes ist (gleiche Mutter). 5 Würfe gehen auf Dogbuns Superior Strauss zurück. 9 Würfe, deren Züchter sich um andere Rüden bemüht haben. 2 dieser Würfe haben Pompe de Lux im Hintergrund (u.a. wir)


Verstehen Sie mich nicht falsch. Genetisch ist das kein Desaster, aber doch sehr limitiert auf bestimmte Linien. Was die Vielfalt der Rasse betrifft, wäre eine grössere Diversität wünschenswert. Zumindest was die Zukunft der Rasse in Deutschland betrifft.


Welche Gründe könnte es geben, dass Züchter ihre Auswahl nicht breiter fächern?


  • Zum einen ist es für einen Züchter einfach attraktiv eine Auszeichnung, auf Shows zu gewinnen. Der hübsche Hund gewinnt, nicht der gesunde. Also wird genommen, was erfolgreich war.

  • Ein weiteres Argument ist, daß der Anfahrtsweg zum Rüden und die Praktikabilität (Zeitmanagement), bei der Auswahl des Zuchtrüdens im Vordergrund stehen.

  • Ausserdem ist es natürlich, daß ein Züchter seinen eigenen Rüden öfter benutzt.

  • Es könnte aber auch sein, daß v.a. bei den kleineren Züchtern, die nicht so häufig züchten, zu wenig Hunde bekannt sind? Pedigrees zu studieren ist eine aufwendige, zeitintensive Angelegenheit. Alle Hunde sind süß, v.a. die Welpen, und der Verkauf der Welpen steht im Vordergrund. Es ist mühsam und teuer einen weiten Weg auf sich zu nehmen, um einen ausländischen Rüden zu besuchen. Das verstehe ich sehr gut. Noch zudem ist es schwierig, gute Rüden in sein Zuchtprogramm integrieren zu dürfen! Aber sollten wir, der Rasse zuliebe, nicht aufgeklärter mit dem Thema umgehen?


Werfe ich einen kritischen Blick auf die Rüden, die ich bei Grac'n Kelly zur Zucht eingesetzt habe, finde ich folgende Auswahl:


Ich hatte 3 Würfe. Damit zähle ich 2024 zu den grösseren Züchter. Die eingesetzen Rüden stammen 2 x aus Dänemark. Astor (Kikkis Kennel) ist ein vielbenutzter Rüde im Ausland (77 Nachkommen), nicht so sehr in Deutschland. Nicht gerade häufig findet man in Dänemark einen geröntgen Rüden. Astor hat HD A und väterlicherseits bringt er neues Blut (Inzucht 0 %), da seine Abstammung nicht registriert ist. Stallbackas Zmak af Dumle (HD B) ist ein lieber Rüde von Jenni Kochen, allerdings auch kein unberührtes Blatt (58 Nachkommen), aber geröntgt! Seine Diversität ist mittel (orange) in der Dogsglobal database. Änglarnas Pompe de Lux, ist ein Schwede (HD B), der ebenfalls öfter eingesetzt wurde (46 Nachkommen) und immerhin gelb in der Datenbank.


Also auch bei uns, trotz des Weges, sind die Rüden keine Diversitäts-Seltenheit, aber in Kombination mit Bubblan ( die ein nettes pedigree hat mit Bernmarkens Sigge Hubbeson/ grün/ sehr divers) und Kotten ( die auf Bubblan x Russla Vaengas I Gud Demeter zurück geht/grün/ sehr divers) zwei sichere Kandidaten um die Diversität zu garantieren. Anders sieht es bei Hilde aus. Hilde ist durch und durch eine Dänin (Ørestaden åh Susan Himmelblå x Misses Rori Racerbill), dh da tauchen engere Verwandtschaftsgrade auf (wie Dumle orange in der Datenbank) und gepaart mit einem Dänen , dessen Inzucht auch nicht ideal ist, wird es nicht besser.


Auch hier sei nochmal betont, daß es hier um Zuchtstrategie geht. Die Welpen aus diesen Kombinationen sind süß, liebenswert, hübsch und meist gesund. Es geht um die Perspektive und den Wunsch Fehler, die andere Rassen prägen, nicht zu wiederholen und auch die Erbkrankheiten über einen niedrigen Inzuchtfaktor im Griff zu behalten.


Die hier besprochenen Beispiele betreffen nur im FCI registrierte Hunde! Daten für Hunde, die in der Dissidenz gezüchtet werden , liegen nicht vor.


Nochmal zum Verständnis: Es gibt 2 Begriffe, mit denen man in der Zucht hantiert. Diversität und Inzuchkoeffizient. Die Arten wie dies berechnet wird, sind allerdings unterschiedlich !

In Skandinavien sind die Hunde alle in der Datenbank des Skk, Dkk oder NKK registriert. Das gibt einen guten Überblick. In diesen Datenbanken gibt es die Möglichkeit 2 Hunde fiktiv zu verpaaren. Dabei wird ein Inzuchkoeffizient errechnet. Dieser basiert meist auf 6 Generationen und berechnet die Verwandschaftsverhältnisse dieser ausgewählten Kombination.


Seit kurzem gibt es eine neue Datenbank, die sich dogsglobal nennt.

Dogsglobal geht auf die Prinzipien des 'meankinship' zurück. Die Datenbank hat einen eigenen Algorithmus und errechnet den Inzuchkoeffizienten auf die gesamte Population. Um es für den Nutzer zu vereinfachen, werden die Ergebnisse, ähnlich wie beim Nutriscore, in Farben unterteilt: grün, gelb, orange und rot . Das funktioniert allerdings nur, wenn alle Züchter ihre Hunde in die Datenbank eingeben würden. Das passiert bisher leider noch nicht.


Und dann gibt es noch die genetische Möglichkeit. Da wird anhand der DNA des jeweiligen Hundes die genetische Variabilität errechnet. ( Labore wandeln die Genotypdaten eines Hundes in ein genomisches Maß der Homozygosität um. Dieses Maß schätzt, welcher Anteil des Hundegenoms identisch aufgrund gemeinsamer Vorfahren ist – also wie viel des Erbguts von denselben Ahnen stammt) Das ist wahrscheinlich die genaueste Möglichkeit zu gucken, was im Hund steckt. Leider sparen sich viele Züchter diese Untersuchung und deshalb fehlen oft die Gegendaten.

Hier kommt es auch darauf an, welches Labor benutzt wird, da auch die Labore unterschiedliche Wege haben, die Diversität / Inzucht zu errechnen.


Ich war früher -wie viele Skandinavier- bei mydog DNA, bin aber auf Grund der Genauigkeit gewechselt zu Ferragen. Dieses Labor ist vergleichbar mit dem Deutschen Labor Laboklin.


Die derzeit vorliegenden Daten sind also in der Zucht evident. Vielleicht gibt es deshalb so viel Streit darüber. Mehr Religion als Wissen. Die Informationen, die wir haben, sind eher eine Orientierung für die Entwicklung eines fortschrittlichen und tiergerechten Zuchtprogramms.


Ausblick auf 2026 bei Grac'n Kelly:


Ich wollte hier die Hündinnen nochmal auflisten, mit denen wir in nächster Zeit züchten werden.


Grac'n Kellys Asta Nielsen (HDA) wird gedeckt mit dem dänischen Rüden Gårdbanditten Eventyrlige Eico (HDB). Der Wurf wird im Februar erwartet, wenn alles gut geht. Der Inzuchtfaktor dieser Kombination ist sehr niedrig und die Diversitätsrate hoch lt Dogsglobal Database (grün)


Hilde, Grac'n Kellys Asta Nielsen
Hilde, Grac'n Kellys Asta Nielsen

Ich hatte schon geschrieben, daß wir 2 Hündinnen aus dem Kennel Adorados übernommen haben. Lotte ist aus unserer Zucht und wieder nach Hause gekommen. Sie hat in Dortmund ihre Zuchtzulassung gemacht und darf nun nach Deutschen Regeln gezüchtet werden. Lotte ist HD A und bei dogsglobal grün, dh die Inzucht niedrig. Ihr DNA Profil ist in Ordnung. Auch bei Ferragen hat sie einen hohen Diversitätsgrad und durchschnittlichen Inzuchfaktor.


Grac'n Kellys Carlotta Brown aka Lotte / Lodis
Grac'n Kellys Carlotta Brown aka Lotte / Lodis

Der kleine eigensinnige Clown in der Truppe ist Mitalee's Bedårende Blizz. Sie stammt aus der norwegischen Zucht Mitalee und war die Freundin von Lotte, also kam sie mit. Auch Blizz hat ihre Zuchtzulassung in Dortmund gemacht. Ich möchte sehr gerne einen Wurf von ihr. Blizz ist HD B, grün bei dogsglobal und im DNA Profil frei von allen Erbkrankheiten. Bei Ferragen ist die Diversitätsrate genauso wie bei Lotte.


Mitalee's Bedårende Blizz
Mitalee's Bedårende Blizz

In Pension gegangen sind Berta (11 Jahre) ( Ørestaden åh Susan Himmelblå), Bubblan (6 Jahre) (Adorados Bubblan) und demnächst Hilde (5 Jahre) . Sie leben bei Freunden in der Nähe.




Ebenfalls eine neue Familie hat Helena gefunden. Es ist uns sehr schwer gefallen, aber Helena fehlten Zähne. Somit war sie für uns nicht zuchttauglich und wir haben ein schönes neues Zuhause für sie gefunden.


ree


Unser Liebling Kotten (Grac'n Kellys Cornelia Froboess), Schwester von Lotte, wird erst 2027 wieder gedeckt.


links Kotten mit ihrer Tochter Helena
links Kotten mit ihrer Tochter Helena

Unklar ist, wie es mit Gigi weiter geht. Sie ist einfach noch sehr jung im Kopf, verspielt und bewegungsfreudig. Wir warten ab.


ree


Ich hoffe dies hat etwas zum Verständnis beigetragen, dass Sie es zukünftig wagen mal nach der Verpaarung ihres Welpens zu fragen und mit dem Züchter über Diversität und Inzuchtkoeffizient zu fachsimpeln. Sie tragen damit zum Erhalt einer gesunden Rasse bei.








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